POETRY SLAM TEXTE UND VIDEOS VON 2008-2010

Frank Klötgen: Der Wunschbrunnen

Der Wunschbrunnen (gekürzte Slamversion)

Oh, wunschbebrilltes Brunnenschächtlein
Rund der Daseins-Chirurgie
hilf der Welt mal beim Gerecht-Sein
würz das Diesseits mit Magie
und lass nur einmal Dichterfürst
mich erhob'nen Hauptes nennen
Danach strebt's mich, danach dürst'
ich Wurst – man soll mich anerkennen!

Zeilen keilen, Versmaß heben
andrer Prosa Kontra geben –
hierbei zu brillier'n, das eben
ist's, was mich drängt zu erleben
Drum wünsch' ich, werte Brunnenbrüstung
form meinen Worten Schwert und Rüstung
auf dass sie auch im Slam besteh'n
nicht spam- und glamlos untergeh'n
Liebe Feen und Bewohner des tümpligen Pfuhles
schickt mir ein Gedichtlein hoch – irgendwas Cooles!

So hallt es halt runter ins mulmige Rund
formuliert als ein Antrag ans Wunschkomitee
verliert sich in Echos und findet 'nen Grund
für 'ne Rundmail an alle – mit mir in CC

Und schon blubbert's im Faulschlamm vom Wunschbrunnenbett:
Ist die Taskforce Gedichte vielleicht mal so nett?
Könn'n sich trunkene Unken mit Ratten beraten
ob der zwecks dieses Wunsches geforderten Taten?
Doch es soll'n beim Reim-Gestalten
Quappen ihre Klappen halten!
Gleiches gilt für Laich und Larven
ganz U20 darf schon schlafen
Verhindert, dass irgendwer hinderher schreit
so ein Slamtext sei geistige Kinderarbeit!
Es bleibt für'n Federführerschein
ein schnödes Bacchelor-Hirn zu klein

Ihr hofft, dass hier nun hehre Reife
nonchalant die Verse schleife?
Tja,
letztlich bleibt blässlich jed' Wunschbrun'ngerätschaft
sofern nicht verlässlich besetzt die Belegschaft
und oft scheint, wer im Schlamm geboren
geistig leidlich ausgegoren
lyrisch eher unbeleckt
was man doch recht schlecht versteckt
Sein Soll wird erf ... ühlt,  damit füllt man den Eimer
und dann rauf mit ihm zum Reimer!

So viel zum Tun am Brunnengrund
Ich zog den Trog hinauf, der rund
zwei Pfund urplötzlich schwerer wog
fast zagt' ich mehr, denn dass ich zog
Doch ob'n an der Zisternenborte
zeigt sich das Gewicht der Worte
in luftig leichter Leidkultur
infamös pompös, da nur
jedem Wichte Altbekanntes
nicht ganz dichtes Hirnverbranntes
Allerlei, das alle leiern
Bastian-Sick-versifftes Seiern
Phrasenblasen im wirrsten Gewimmel
witzig durchmischt mit viel Kacka und Pimmel
unterschubladigste Blablablamage ...
Ja, wann zahlt mal einer dem Publikum Gage
für den Fettabstrich vom Schenkelklopfer?

Ey, ich merk' mir dein Gedicht, du Opfer!
Erst iPod, dann iPad, heut iSprung, wie nett
Auf so was steh'n zwei Jahre studiVZ
Woah, Google find' ich voll hyperlink
Bei Thor, dem Nordic Walking-King
Und galt nicht nach Erfurt: No Wumme, no cry?
Für dich hab' ich heute kein Foto dabei
Hey, Billig-Jeans – ist das nicht Michael Jackson?
Sauber gebremst mit Jörg Haiders Reflexen
Mit Tokio Hotel jaul' ich jetzt um die Welt
und kraule die Kaulitz-Twins, bis einer bellt
Lady Bitchs Muschi kommt niemals zur Ruh
poppt mit Bushidos Mutti und Xavier Naidoo
Ist Leverkusen noch zu seh'n
muss Calmund noch ma' drüber ... Gähn!
Ma' in Rio baden statt Mario Barth
Ich bin ummen Sack wie Frau Merkel behaart
damit kämm' ich ein "Ich mag Urin." in die Budda
Lernt lachen mit Emos: Ha. Ha. Deine Mudda!

Mal halblang jetzt – ich bin pikiert
ob meines Textes indigniert!
Sag mal, Brunnen, was war'n da grad mit mein'm Wunsch los?
Glücklich stimmt mich dies Gedicht ja nu' nich' groß!?

Und die Geister, die ich rief
maul'n entrüstet aus dem Tief:
"Dann seid expliziter, in dem, was Ihr ordert!
Es ward in der Tat nur der Standard gefordert
'ne aparte Art des Stiles
war ja niemals Part des Deales
und oftmals führt was Grenzdebiles
ebenso zum Ziel des Spieles!"

Am Brunnen fordern Tore:
"Hey, mach ma': Mehr Licht!"
Dann werd'n'se beleuchtet
nur hell ... werd'n'se nicht

- zehntes Gedicht/Video 2008-2010



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