Ein Wallfahrtsgebet für den Analphabeten

Sprich sauber, Kanaille!
Dein Sauklaue-Phrasen-Gedresch'n'Gewäsch
ist Komparsen Bespaßen
bloß mittellos und ungeraten
Symptom der in sich selbst Vernarrten

Langt dein ABC nicht bis zur Demut?
So ein Alphabet geht wie ein Wallfahrtsgebet
Hey, es hilft nicht, wenn's nicht wirklich wehtut!

Du befingerst dein Süpppchen mit flauer Gymnastik
Tauch doch auch mal die Arme ins Kneippbad der Drastik!

Gib triefenden Griffeln mit Inbrunst die Sporen!
Heut morgen gab'n dich die Doktoren verloren:
Dein Sein sei längst schon abgeschrieben
Drei Worte wär'n's, die dir noch blieben

Dreimal mit Heiteitat erheitern?
Dreimal sich selbst erhöh'n vorm Scheitern?

Stand im DTV-Atlas nichts von Wehmut?
Hockst als Analphabet du vorm Fallbeilgerät
denkst noch, hättest die Wahl, was der Henker in spe tut?

Nun versagt dir dein Stimmchen – "Wie zugeschnürt!"
Hast nie solch Rasen je verspürt?

Sprich sauber, Kanaille
und stell keine Fragen –
noch drei letzte Worte, die wolltest du sagen!
Wisch dein Heißsporngesabbel von beschlagenen Scheiben
so viel ist vergangen, auch das wird nicht bleiben!
Denn jed' Leben schultert seit ehedem
den eignen Tod und wehe dem
der sich am seichten Ton verschwendet
uneingedenk, dass all dies endet

Schuf dein "Aus'm Effeff!" nur Gemütlichkeit?
Stoppt des Alphatiers "Yeah!" erst beim Zett oder Zeh?
Scheint beides an und für dich weit?

Klar, das Leben ist lässlich ...
doch keine Lappalie!
Drum schrei auf und schreib zu, nur:
Sprich sauber, Kanaille!

Und wenn jeder Laut hält, was er leis' uns verspricht
sag' ich: "Kerl, deine Worte sind echt'n Gedicht!"

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- sechzehntes Gedicht/Aufnahme 2008-2010