POETRY SLAM TEXTE UND VIDEOS VON 2013-2014

Frank Klötgen: Faust 3: Der Fister

Faust 3: Der Fister, frühes Fragment (revisited)

Habe nun ach,
Doch hätte gern ächer -
My Fisto, mach'
Mich heute zum Stecher!

Denn mir, der nie 'ne Schamfrist scheute,
Stets blökte das ihm Eingebläute,
Gebührt des Starrsinns fette Beute -
Und nicht erst morgen, sondern Bräute
Zum Sofortverzehr
Und ready to Komfortverkehr!
Heiße Doktor, ja, heiße Magister ...
Einst war ich Faust - heut' bin ich Fister!

Bin ich ein Gott? Mir wird so licht!
Ich schau' in diesen reinen Zügen
Die Spur zu handlichem Vergnügen.
Nur immer rein, Spatz, zier' Dich nicht -
Es taugt Dein Schnabel wie Dein Leib
Zum faustischdicken Zeitvertreib!
Und fragst Du noch, warum Dein Herz
Sich bang in Deinem Busen klemmt?
Warum ein unerklärter Schmerz
Dir alle Lebensregung hemmt?

Mein Schatz, weil Du nicht wichtig bist -
Dein Hier- und Dasein nichtig ist!
Dich pudern alle Herren gern,
Bepullern Deines Pudels Kern,
Mit Instrumenten vollgepfropft,
Urväter Hausrat drein gestopft -
Ja, das ist Deine kleine Welt!
Nur mir, mein Baby, mir gefällt
's hier nicht unter den halbgegarten
Und im Mittelmaß verscharrten
Demokratzigen Primaten -
Denkbegrenzt vom Angesparten
(höchster Luxus: Taxi-Fahrten)!

Es möchte kein Hund so länger leben!
Drum hab' ich mich dem Wahn ergeben,
Ob mir durch Geistes Saft und Wund'
Nicht mehr Geheimnis würde kund.
Als Fäustling schon hatt' ich den Spleen:
Ick will wat werden in Balin!
Ditt janze KDW leer shoppen,
Von Vernissage zu Parties hoppen,
Den Ludern auf die Popos kloppen,
Vor keines Clubes Türe stoppen -
Will stoned mit welken Witwen poppen
Und darin noch Rolf Eden toppen.
Werd' kräftig mich im Speck verbeißen,
Poetisch diese Stadt bescheißen -
Berlin soll meine Spuren spüren,
Mich eingeweiden - und zwar ganz -
Zum Popanz aller Poser küren
Mit Hokus, Po-Kuss, Firlefanz.

Das ist mein Willen, Margarethe,
Du von Magersucht durchfurchte Gräte -
Nicht vom Himmel durch die Erde dringen,
Harmonisch all das All durchklingen ...
Ich rat's auch unserm Publikum:
Verbrennt Euer Kompendium,
Den Falkplan fürs Elysium -
Ihr seid zu fromm! Denn schaut euch um:
Statt der lebendigen Natur,
Da Gott den Menschen schuf hinein,
Umgibt uns Jauch und Moder nur,
Fäkaliendip und Kot allein.
Das Himmelreich ist Illusion -
So halt ich's mit der Religion!
Ihr schon zu Lebzeit' Aufgebahrten -
Riecht Ihr denn nicht den Satansbraten ...?!
Dann mag mir irgendwer verraten,
Wieso sich Eure Eltern paarten,
Mir Euren Anblick nicht ersparten!

Jetzt, da ich alle überrage,
Stellt nicht mal Gretchen noch 'ne Frage.
Es versetzt mir das Frollein 'nen trennenden Fausthieb,
Der mir jede Bindung zur Flennenden austrieb.
Dann schrie sie, ich soll kacken geh'n -
Und so ist's dann ja auch gescheh'n.

Da hock' ich nun, ich armer Tor,
Beguck' mein Werk und denke: Boah,
Mein Ablass kommt hier gut gelegen,
Verheißungsvoll - und, hey, von wegen:
"Und bin so klug als wie zuvor ..."
Goethe, alter Verse-Bauer,
Ich scheiß' doch auf des Poodle's Core -
Denn nachher ist man immer schlauer!

Als Fäustling schon hatt' ich den Spleen:
Ick will wat werden in Balin -
Wo Himmelskräfte auf und nieder steigen
Und sich die goldnen Eimer reichen!
Dort stamm' ich her, um abzuzweigen -
Und fang' in Umbra an zu streichen ...

Dass Ihr erkennet, was die Welt
Im Innersten zusammenhält -
Wie Ihr auch strebt, seid Euch gewiss:
Der Lohn der Tat ist stets Beschiss!



- sechzehntes Gedicht/Aufnahme 2013-2014



- zurück auf poetryslamgedicht.de -